Mit dem Reisetagebuch durch Tallinn
Ach dieser Sommer! Wie schön ist der denn bitte? Komplett das Gegenteil vom letzten Jahr. Da war ich drei Wochen in Irland unterwegs und es hat fast nur geregnet. Aber das hält mich ja vom Reisen nicht ab.
Diesen Sommer ging es u.a. nach Estland. Ich habe mich dafür ganz spontan entschieden und buchte meine Reise nach Tallinn. Ich wollte ein paar Tage die Hauptstadt erkunden, von der ich schon viel gehört und gelesen hatte, u.a. bei meiner lieben Freundin Mandy von Go Girl! Run!. Danach ging es für mehrere Tage auf die größte estnische Insel Saaremaa. Dazu folgt dann aber bestimmt bald ein zweiter Reisebericht.
Vor zwei Jahren, als ich durch Schweden und Finnland gereist bin, habe ich mir mein Reisetagebuch gebastelt nur aus den Papieren, die ich auf der Reise eh bekomme. Dazu gehören, Kassenbons, Visitenkarten, Straßenkarten, Rechnungen, Tickets etc. Das wollte ich nun wiederholen, aber anders.
In diesem Artikel erzähle ich dir, wie ich mein eigenes Reisetagebuch-Projekt angegangen bin und natürlich, was ich in Tallinn so unternommen und gegessen habe.
In meinem Sammelsurium an Reiseführern und Landkarten fand ich doch tatsächlich eine Karte von Estland. Von wo ich die mal mitgenommen habe, keine Ahnung. Beim Aufschlagen und Auseinander falten kam mir die Idee diese als Grundlage für mein Do-It-Yourself Reisetagebuch zu nutzen.
Mit dieser Art von Faltung komme ich auf ca. acht Doppelseiten, die ich mit Erinnerungen und Gedanken füllen kann. Da ich zehn Tage auf Estland unterwegs sein werde, dachte ich mir, dass es reichen würde. Und wenn nicht, könnte ich ja „anbauen“. Die Karte habe ich also zum Buch präpariert, ein paar Washitapes und Stifte eingepackt. Zum Schneiden nutze ich meine Nagelschere aus der Waschtasche.
Meine selbstauferlegten Regeln für das #diytraveljournal sind: nur Papier benutzen, dass ich bekomme oder mitnehmen kann (aka nicht kaufen), Washitape erst nachkaufen, wenn es alle werden sollte. Die Stifte, die ich dabei habe, reichen. (Spoiler: Ich habe nicht mal alle in der Hand gehabt, aber es viel mir wie immer schwer was auszusortieren…)
Meine Reisevorbereitung
Zur Vorbereitung hatte ich kurz in den Reiseführer aus der Bibliothek geguckt, mir dann einen digital ausgeliehen auf dem Tablet und ein paar Blogs gelesen. Hilfreich waren die Artikel auf gogirlrun.de und 22places.com.
In die App HappyCow habe ich vorher auch einen Blick geworfen. Ich esse vegan und kann damit an super vielen Orten herausfinden wo es vegane und vegan-freundliche Cafés, Restaurants und Geschäfte gibt. In Tallinn gibt es eine schöne Auswahl. Für Saaremaa gab es mal KEINE Einträge. Aber das ist ja kein Grund nicht hinzufahren. Wie ich dort klar gekommen bin, essenstechnisch, erzähle ich dann ein anderes Mal.
Ich habe mir in mein grundsätzliches Reisejournal eine neue Packliste geschrieben, die ich in dieser Form aber für mehrere Reisen nutzen kann. Ich will auch markieren, was ich von den eingepackten Sachen überhaupt genutzt habe, um beim nächsten Mal vielleicht weniger packen zu können.
Vier Tage Tallinn
TAG 1 – Mittwoch 18.07. 2018
Da mein Flug sehr früh ging, hatte ich mir Porridge gemacht. Diesen wollte ich am Flughafen essen nach dem Security Check-In. Das ging schon Mal gut, also warum nicht? Naja, dieses Mal wollte einer der Check-In Mitarbeitenden das nicht durchgehen lassen und ich war mein schönes Porridge für diesen Tag losgeworden… Blöd. Ich half mir dann mit ner Brezel und meinen Riegeln, die ich im Handgepäck hatte, weiter.
Die Flüge waren gut, jeweils kurz. Ich landete gegen Mittag in Tallinn. Mit der Straßenbahn 4 ging es dann direkt in die Altstadt. Man kann in der Bahn bei Fahrerin oder Fahrer ein Ticket für 2€ kaufen. Die Est*innen fahren in ihrer Hauptstadt seit einer Weile kostenlos mit ihrem ÖPNV.
Angekommen im Imaginary Hostel, musste ich erstmal duschen. Die Bäder sind unisex, sauber und hell. Das gefällt mir. Ich übernachte in einem Frauen-Dorm. Die Fenster gehen zum Hinterhof auf. Wenn nicht gerade unten in der Bar Konzerte sind, ist es sehr ruhig nachts.
Mein nächster Weg geht zum Café und Restaurant Vegan Inspiratsioon. Es gibt einen Latte mit Hafermilch und einen Kuchen “Kalter Hund“. Kennt ihr den noch? Den gab es als Kind bei uns manchmal. Kekse und Schokolade – Yummy. Ich komme also an, genieße meinen Kaffee, beobachte das erste Treiben in der Altstadt und bastle an meinem Reisetagebuch. Ich entscheide mich eine kleine Tasche aus der Brezeltüte zu kleben, die hinten ins Buch kommt, damit alle unterwegs gesammelten Zettel einen Platz finden. Dies geschieht unter erschwerten Bedingungen, da es sehr windig ist.
Gestärkt schlendere ich durch die Straßen der Altstadt. Mein nächstes Ziel sind eine kleine vegane Bäckerei und der Schokoladenladen. Der Himmel! Es gibt herzhafte und süße Teigwaren, Softeis und nebenan Kuchen, Brownies und andere Leckerein – alles vegan, sehr geil. Ich entscheide mich für ein Tomaten-Keese- und ein Pistazien-Schoko-Brot sowie einen Snickerskuchen. So bin ich fast versorgt für Abendbrot und Frühstück.
Ich gehe am Vegan Restoran vorbei und schaue mir die Speisekarte an. Da will ich auch unbedingt noch hin, was nicht so einfach werden wird.
In der Touri-Info besorge ich mir ein paar Prospekte über die Gegend und eine Stadtkarte von Tallinn. Im Einkaufsmarkt Rimi versorge ich mich mit Gemüse und Hummus. Die Supermärkte geben, soweit ich es entdecken konnte, leider kaum vegane Aufstriche her. Hummus gibt es aber immer und Avocados tuns auch. Zur „Not“ hatte ich natürlich auch einen Aufstrich eingepackt, da ich diesmal mein Gepäck aufgegeben hatte, ging das auch ohne Probleme.
Im Hostel lasse ich den Tag entspannt ausklingen, stöbere durch Blogs, mache Pläne für die nächsten Tage und esse Abendbrot. Ich gehöre nicht so zu den Ausgehmenschen. Meine Abende verbringe ich gechillt mit Serien gucken, Buch lesen oder hören und Reiseaufzeichnungen machen.
TAG 2 – Freitag 19.07.2018
Ich starte den morgen sportlich und folge dem Tipp von Mandy eine Runde um die Stadtmauer zu laufen. Das ist eine schöne Sightseeing-Runde, die ca. 3,8 km lang ist. Ich bin die Runde übrigens genau andersherum als Mandy gelaufen.
Nach dem Frühstück leihe ich mir ein Fahrrad für den Tag aus und mache mich auf zum Kultur- und Kreativquartier Telliskivi. Hier gibt es viele hippe Läden, Cafés, Restaurants, Ausstellungen, Graffities und weiteres zu entdecken. Ich lasse mich ein wenig treiben und gehe dann im F-Hoone essen.
Dort finde ich in der Speisekarte extra ausgewiesene vegane Gerichte. Ich entscheide mich für Kürbis- und Kichererbsen-Falafel mit Quinoasalat und Cashew-Cream. Dazu trinke ich eine Rhabarber-Apfel-Limo, die auf Saaremaa hergestellt wird. Ich sitze rum, entspanne und lese in meinem Buch weiter. Zum Abschluss dort gönne ich mir ein Mocca-Eis aus dem La Muu.
Ich radle durchs Kalamaja-Viertel mit vielen alten schicken Holzhäusern. Hier ist es plötzlich super ruhig. Kaum Autos unterwegs oder Menschen auf der Straße. Angekommen im Kalamaja Cemetery Park, mache ich eine kleine Pause und gucke ins Grüne.
Meine Radstrecke führt mich weiter entlang am Schiffahrtsmuseum und Memorial der Deportierten vorbei, auf den Kulturkilometer. Am Wasser entlang entdecke ich einen Badespot und Pada, ein Kunstzentrum.
Dort ist eine kleine Ausstellung drin. Ich bekomme eine kurze Führung. Nebenbei besprechen sich zwei Künstlerinnen für einen Workshop, den sie dort am nächsten Tag geben wollen.
Ich cruise weiter rum. Am Hafen sehe ich die großen Fähren, die unter anderem von Helsinki kommen und viele Tourist*innen mit vielen großen Rollkoffern herumschlendern.
Ich lande im Rotermanni Viertel. Hier sieht es wieder sehr hipp, schick und neu aus. Ich stelle das Fahrrad ab, schlendere durch die Gassen und bummle an Schaufenstern und Cafés vorbei. Ich entscheide mich eine Pause mit Kaffee im Røst einzulegen.
Zum Abschluss des Tages kaufe ich wieder ein bisschen was frisches im Rimi ein, gebe mein Rad zurück und lasse den Abend wieder ausklingen. Ich gehe den Tag nochmal durch. Ich bin ca. 6 Stunden unterwegs gewesen und 11km geradelt. Ein wunderbarer Urlaubstag.
TAG 3 – Freitag 20.01.2018
Es regnet. Da ich auch trotz Urlaub ein paar Sachen freelance, entscheide ich mich wieder nach Telliskivi zu fahren und dort in einem Café ein bisschen was zu arbeiten. Ich will bei der Post eine Karte für den ÖPNV kaufen. Das ist günstiger, also jedes Mal zwei Euro pro Fahrt zu zahlen. Ich ziehe die Nummer 100… die Anzeige am Schalter springt auf 82 um… Uff. Ich hatte auch was von QR-Code-Fahrkarten gelesen. Kurz recherchiert und mich für diese Variante entscheiden. Am Handy gekauft, in die Tram gestiegen und dann ins Reveal Café gefahren. Arbeit wird dann doch nichts. Ich sortiere mich ein bisschen in meinem Bullet Journal und lese mein Buch weiter.
Der Regen lässt bald nach und so spaziere ich zur nahe gelegenen Markthalle hinterm Bahnhof. Dort gibt es einen Bioladen mit veganen Aufstrichen (aus Deutschland) zum fast doppelten Preis. Es gibt auch eine kleine unverpackt Ecke. Ich kaufe ein paar Buchweizenflocken, Nüsse und Samen fürs Frühstücksporridge.
Im Supermarkt in der Markthalle gibt es auch noch ein paar fertig vegane Produkte, sogar was in der Backwarenabteilung. Ein Croissant muss mit.
Vorbeigelaufen bin ich an zwei veganen Foodständen: Toormoor und Veg Maschine. Ich habe dort nicht gegessen, aber es sah gut aus.
Mein eigentliches Essensziel für diesen Tag war das Vegan Restoran. Ich hatte doll Hunger, bekam aber leider keinen Sitzplatz mehr. Ich hätte mindestens eine Stunde warten müssen oder es abends nochmal versuchen. Das war nicht drin. Also bin ich nochmal ins Vegan Inspiratsioon gestiefelt. Lecker war mein Teller mit gefühlt ein Mal allem Bitte!
Am Abend bin ich dann noch die 234 Stufen in den Turm der Olaikirche hoch gegangen. Von dort gibt es einen super 360° Blick über Tallinn. Man kann bis zum Domberg gucken und die vielen Häuser der Altstadt überblicken. Der Auf- und Abstieg geht eine sich rundschlängelnde Steintreppe mit unterschiedlich hohen und breiten Treppenstufen entlang. Man sollte gut zu Fuß sein um dort hoch zu kommen. Wieder unten angekommen, schlackerten mir noch eine Weile die Beine.
TAG 4 – Samstag 21.07.2018
Nach dem Auschecken aus dem Hostel, spaziere ich auf den Domberg. Super Idee an einem Samstag Vormittag, die auch ungefähr Trilliarden Tourigruppen hatten. Meine Vermutung ist, dass diese von den großen Fähren und Kreuzfahrtschiffen kamen. Ich konnte trotzdem die Fotospots entdecken und durch Straßen spazieren, wo kaum Menschen zu sehen waren.
Von hier aus war die Olai Kirche zu sehen, die ich am Tag vorher bestiegen hatte und noch mehr Straßenansichten von der Tallinner Altstadt. Auf dem Domberg findet man die Burg Tallinn, den Dom und die Alexander-Newski-Kathedrale.
Kurz vor Öffnung um 12Uhr stand ich mit sechs weiteren Menschen vor dem Vegan Restoran. Jetzt oder nie, dachte ich mir. Ich hatte Glück und bekam einen Platz. Während des Essens erlebte ich aber mehrmals wie Menschen wieder gehen musste. Also reservieren lohnt sich definitiv. Das Essen war mega lecker. Ich hatte eine vegane „Seafood“ Platte und würzige Kichererbsen mit einen Ofen-Süsskartoffel und Tahini-Sauce.
Gut gestärkt, ging es dann für mich mit der Straßenbahn zum Busbahnhof um in meinen Bus nach Kuressaare auf der Insel Saaremaa zu steigen. Ich hatte online ein Ticket gekauft. Eine Viertel Stund vor Abfahrt, entdecke ich, dass ich mein Ticket hätte ausdrucken müssen. Kurze Panik. Aber zum Glück kann man im Busbahnhofsgebäude am Automaten ganz easy mit der Buchungsnummer das Ticket ausdrucken lassen. Getan, in den Bus gestiegen und aus Tallinn rausgefahren.
Die nächsten Tage verbrachte ich auf der Insel Saaremaa und füllte mein selbstgemachtes Reisetagebuch mit weiteren Erinnerungen. Davon berichte ich aber gerne in einem nächsten Blogpost.
Ich hoffe, dir einen guten und inspirierenden Einblick in mein #diytraveljournal und meine Tallinn-Reise gegeben zu haben. Machst du selbst Reisenotizen, vielleicht sogar als Sketchnotes? Wenn du diesen Sommer oder im nächsten Urlaub welche machst und auch auf Instagram posten solltest, dann tag mich gerne mit @kuestenkonfetti. Ich freue mich total darauf sie mir ansehen zu können.
Hast du noch weitere Tipps zum Reisetagebuch führen? Dann rein damit in die Kommentare!
Happy Sketching and Journaling!
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