Seit einer Weile mache ich nicht mehr nur Sketchnotes für mich selbst, sondern fertige auch das ein oder andere Graphic Recording für Veranstaltungen an. In diesem Artikel erzähle ich dir, was ich dabei bisher gelernt habe. Zunächst aber schauen wir uns mal die Unterschiede an.
Sketchnotes und Graphic Recording sind verschieden
Was sind Sketchnotes?
Sketchnotes sind visuelle Notizen – eine Mischung aus Bildern und Texten. Durch das Zeichnen von Inhalten wird die eigene Auseinandersetzung mit den Inhalten gestärkt und das Erinnern gefördert. Die Notizen werden so verständlicher. Sketchnotes werden hauptsächlich für einen selbst angefertigt und sind daher auch meistens für die eigene subjektive Gedankenstruktur nachvollziehbar. Immer mehr Menschen teilen aber ihre eigenen Vortrags- und Konferenz-Sketchnotes online. So bekommen auch andere Teilnehmende und Nicht-Teilnehmende einen Einblick in die Inhalte und Themen. Sketchnotes werden auch genutzt, um Ideen aufs Papier zu bringen und diese dabei zu durchdenken und zu reflektieren.
Meistens werden Sketchnotes in einem kleineren Format in Notizbüchern, auf A4-Papier oder auch auf dem Tablet angefertigt.
Was ist Graphic Recording?
Visuelle Dokumentation von Events, Veranstaltungen und Tagungen. Informationen werden live visuell aufbereitet und in Bildern zusammengefasst. „Graphic Recording regt die Betrachter an, aktiv mitzudenken – und so tatsächlich größeren Nutzen aus der Veranstaltung zu ziehen.“ (Aus “Graphic Recording” von Kanten, Schiller, Ehmann) Es findet eine Auseinandersetzung mit den visuell aufbereiteten Informationen statt. Inhalte können so gut nachvollzogen werden. Wichtige Informationen können in den Vordergrund rücken und das Publikum/die Teilnehmenden durch dieses Angebot unterhalten.
Graphic Recording kann die wichtigen Informationen gleichzeitig sichtbar machen sowie verschiedene Perspektiven und Zusammenhänge verdeutlichen. In dieser nicht-linearen Darstellung liegt die Struktur, leitet die Betrachter*innen durchs Bild und macht Beziehungen zwischen Informationen deutlich.
Graphic Recordings werden in großen Formaten erstellt, live und fürs Publikum sichtbar. Diese analogen oder digitalen Visualisierungen sind dabei objektiver als Sketchnotes.
Für mich ist das Graphic Recording immer wieder ein guter Ort, an dem sich Menschen bei einer Veranstaltung treffen, gemeinsam reflektieren und sich austauschen. Es wird auch gerne für die eigene Erinnerung oder zum Verbreiten auf Social-Media-Kanälen fotografiert, wenn es für die Öffentlichkeit bestimmt ist.
Meine bisherigen Aha-Momente:
#Sprich das Material gut ab
Klingt banal und logisch zugleich. Das genaue Absprechen von Material habe ich schon (schmerzlich) bei vielen Moderationen und Workshops lernen müssen. Nicht immer sind Moderationskoffer gut oder mit brauchbarem Material gefüllt. Auf diesem Wege lernt man auch improvisieren… aber Spaß beiseite.
Ich verschicke seit dem immer eine genaue Liste mit Materialvorgaben und lasse mir möglichst genau beschreiben, welche Stellwände zur Verfügung stehen. Bisher habe ich meine Graphic Recordings auf verschiedene Arten von Metaplanwänden, an der glatten Wand direkt oder auf Konferenzstellwänden gezeichnet. Ich gebe auch immer an, welches Papier bereitgestellt werden soll. Ich vermeide bisher mit Kartons voller Papier durch die Gegend zu fahren, da ich zu diesen Aufträgen oft mit dem Zug unterwegs bin.
Für mich hat es sich als praktisch erwiesen, folgendes zu „bestellen“: Stellwände, Tisch für Stifte, weißes Papier im gewünschten Format und einen Stuhl.
#Bring IMMER deine eigenen Stifte mit
Die Stifte sind DAS Handwerkszeug beim analogen Graphic Recording. Daher verlasse ich mich nicht auf andere und bringe daher IMMER meine eigenen Stifte mit. Für mich sind die Marker von Neuland genau das richtige Werkzeug fürs Visualisieren.
#Vorbereitung hilft
Natürlich weiß ich zu welcher Veranstaltung ich fahre und worum es grob gehen wird. Ich lese mir gerne vorher Informationen zu den Referierenden durch und beschäftige mich mit dem Thema. Ich fange nicht an die Materie bis ins kleinste Detail zu studieren. Aber zu wissen, welche Worte benutzt werden könnten, hilft mir ein visuelles Vokabular aufzubauen. Für mich ist dies vor allem dann wichtig, wenn ich selbst von dem Thema (fast) nichts weiß. Ich schreibe mir oft zu Hause oder auf der Zugfahrt eine Liste mit Worten, Satzgruppen, Definitionen zu den Themen und brainstorme dann Symbole und Bilder. Manchmal habe ich die auch genau so schon genutzt. Ein anderes Mal war mein visuelles Vokabular eine tolle Ausgangsbasis für weitere Bildideen.
#Gute Schuhe anziehen
Unbedingt! Ich stehe/knie/hocke die meiste Zeit beim analogen Graphic Recording vor einer Wand und zeichne. Der eigene Bewegungsradius der Füße ist sehr gering bei einem solchen einem Auftrag. Daher finde ich es unheimlich hilfreich gute bequeme Schuhe anzuhaben. Ich erwähne das hier, weil ich es schmerzlich lernen durfte.
#Versorg dich gut
Wer mich von Veranstaltungen kennt, weiß, dass ich mit meinen Thermo-Kaffeebecher quasi zusammengewachsen bin. Ich liebe Kaffee und zwar heiß. Aber wenn mein Kopf den ganzen Tag auf Hochtouren laufen muss, dann darf das Wasser nicht fehlen. Daher habe ich meistens auch meine eigene Wasserflasche dabei. Trinken, trinken, trinken!
Da ich mich vegan ernähre, habe ich auch immer meine eigenen Snacks dabei. Ich habe es schon zu oft erlebt, dass es trotz Absprache, keine vernünftige Verpflegung für Veganer*innen gibt. Zumindest ein Brotaufstrich und Snacks in Form von Riegeln liegen in meiner Tasche und helfen meinem Gehirn und meiner Laune on top zu sein.
So, nun wundert sich hoffentlich niemand mehr, warum ich meist mit etwas größeren Rucksäcken durch die Gegend reise 😉
#Zu zweit macht es noch mehr Spaß und entspannt ein wenig
Ich durfte mein aller aller erstes Graphic Recording zu zweit auf einem Netzwerktreffen machen und seitdem auch zwei weitere Male mit der lieben Marie @sketchscribblestudy. Zu zweit zuzuhören, gemeinsam Bildideen zu entwickeln und zu arbeiten finde ich wunderbar. Mich hat es am Anfang sehr beruhigt nicht ganz alleine verantwortlich dafür zu sein, was auf dem Papier landet. (Denn es ist ein Unterschied, ob ich Sketchnotes für mich mache oder ein Graphic Recording für Auftraggeber*innen anfertige!)
#Es ist anstrengend
Oh ja, es ist verdammt anstrengend. Wie beim Vizthink Meetup “Meet the Masters” in Berlin gesagt wurde: „Wir sind die Einzigen, die den ganzen Tag konsequent zuhören!“
Der Kopf arbeitet auf Hochtouren, um die Informationen zu verarbeiten und mit Hilfe von Stiften wieder aufs Papier zu bringen. Es laufen viele Funktionen gleichzeitig im Kopf ab: hören, sortieren, denken, Bildideen überlegen, filtern, zeichnen, schreiben… Dir schauen zudem eine Menge Menschen bei der Arbeit zu.
Einen Schmerz, den ich nie geahnt hätte, nach einem Graphic Recording zu haben: Muskelkater in den Oberschenkeln. Ich gehe ständig beim Zeichnen in die Hocke. Am Anfang hatte ich sogar die Stifte auf dem Boden stehen. Das ganze Auf und Ab macht sich am Abend oder nächsten Morgen bemerkbar.
Beim Vizthink Meetup in Berlin am 13.12.2017 hieß es “Meet the Masters”. Fünf wunderbare Menschen erzählten von ihrem Job als Graphic Recording, von den Anfängen und Herausforderungen. Wir durften sie dabei auch ausfragen. Meine Zusammenfassung gibt es hier in zwei Sketchnotes.
Wenn dir meine Inhalte und der Blog gefallen, dann unterstütze mich gerne mit einem symbolischen Käffchen.
Pingback: Sketchnotes für Einsteiger*innen - Symbole zeichnen lernen * Katharina Bluhm